Medienmitteilung - Bauen ausserhalb der Bauzone / Medieninformation des Bundesrats vom 15.10.2025 Der Bundesrat torpediert das Raumplanungsgesetz

Basel/Bern/Zürich, 15.10.2025 – Der Bundesrat will auf dem Verordnungsweg das Bauen ausserhalb der Bauzonen weiter ankurbeln, statt es – wie mit dem revidierten Raumplanungsgesetz (RPG2) angestrebt – zu bremsen. Die Trägerorganisationen der zurückgezogenen Landschaftsinitiative sind besorgt über diese unnötigen Lockerungen. Sie rufen die Kantone auf, bei der Umsetzung des RPG2 zu Landschaft, Biodiversität und baukulturellem Erbe besser Sorge zu tragen.

Der Bundesrat hat am 15. Oktober die revidierte Raumplanungsverordnung (RPV) verabschiedet. Die RPV regelt ab 2026 die Umsetzung der 2. Teilrevision des Raumplanungsgesetzes (RPG 2) zum Thema Bauen ausserhalb der Bauzone neu. 

Zersiedelungsboom statt Stabilisierung
Mit dem RPG2 versprachen Bundesrat und Parlament einstimmig, als Gegenvorschlag zur zurückgezogenen Landschaftsinitiative die Anzahl und Fläche der Gebäude im Nichtbaugebiet zu stabilisieren. Ab 2023 sollten jährlich deutlich weniger Bauten ausserhalb der Bauzonen entstehen als bisher.  Doch schon im ersten Verordnungsentwurf wollte der Bundesrat mit 1 % Zuwachs pro Jahr weiterbauen lassen wie bisher und so in der freien Landschaft innert zehn Jahren rund 60’000 Bauten mehr erlauben. Nun kündigt er sogar 2 % möglichen Zuwachs an und will so das Bauen ausserhalb der Bauzone ankurbeln, statt es zu bremsen.
Die Landschaften und das Kulturland der Schweiz sind dank der verfassungsmässigen Trennung von Bau- und Nichtbaugebiet als wertvolles Gut zu erhalten. Die Landschaftsschutz- und Umweltorganisationen hatten das RPG2 als Kompromiss mit deutlichen Stabilisierungszielen akzeptiert. Auch hat der Bundesrat selber mit der Verabschiedung einer Bodenstrategie einen Netto-Null-Zuwachs des Bodenverbrauchs bis 2050 beschlossen. Er vollzieht nun mit seinem Verordnungsentwurf das Gegenteil der gesetzlichen Ziele.

Abbruchprämie: notwendige Bundesfinanzierung
Erfreulich ist hingegen, dass der Bund Abbruchprämien nun zu 20 bis 50 % mitfinanzieren will. Das Bundesparlament hatte ja dieses Instrument eingeführt und ist nun zuständig dafür, die nötigen Kredite zu sprechen. Nur dank solcher Prämien werden ungenutzte Gebäude auch tatsächlich aus der Landschaft verschwinden. Bundesbeiträge an die kantonalen Prämien sind für die Umsetzung des RPG2 unverzichtbar.
Die Kantone als Hauptverantwortliche für die Umsetzung können und müssen nun mit ihren Richtplänen sofort Massnahmen ergreifen, die den Schutz der Landschaft und des Kulturlands sichern.

Keine Monsterhotels in den Bergen
Das RPG2 erlaubt, vor 1980 gebaute Hotels und Restaurants ausserhalb der Bauzonen zu ersetzen und zu erweitern. Der Bundesrat will nun in der Verordnung sogar Hotels mit bis zu 120 Betten – das Vierfache des durchschnittlichen Schweizer Berghotels – und Restaurants mit 100 Sitzplätzen zulassen: eine weitere Verschandelung vorab der sensiblen Berglandschaften und eine unhaltbare Konkurrenzierung der Hotels innerhalb der Bauzonen.

Mit der Haltung des Bundesrats befürchten die Trägerorganisationen der Landschaftsinitiative und ihre Partnerverbände einen weiteren Wildwuchs an Bauten ausserhalb der Bauzonen. Deshalb rufen sie die Kantone auf, bei der Umsetzung des RPG2 die raumplanerischen Ziele ernst zu nehmen und die Situation für Natur, Landschaft, Biodiversität sowie Siedlungsstruktur und Baukultur zu verbessern. 

Für weitere Informationen: Koordinatorin «Landschaftsinitiative – Umsetzung RPG2»,
Elena Strozzi, Pro Natura, elena.strozzi@pronatura.ch, Tel. 079 555 33 79

 

 

In der Schweiz besetzen Bauten im Nichtbaugebiet fast 40% der bebauten Fläche. Zwischen 2019 und 2023 kamen 23’000 neue Gebäude ausserhalb der Bauzonen dazu, insgesamt rund 618’000. Die 2020 eingereichte Landschaftsinitiative wollte Landschaft und fruchtbare Böden gegen dieses überbordende Bauen schützen. Trägerorganisationen waren Pro Natura, die Stiftung Landschafts-schutz Schweiz, BirdLife Schweiz, der Schweizer Heimatschutz, der VCS und Casafair. Das RPG2 diente als indirekter Gegenvorschlag zur Initiative. Es wurde am 29. September 2023 einstimmig verabschiedet. Die Landschaftsinitiative wurde dann bedingt zurückgezogen.

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