Der Teufel steckt jeweils im Detail

16.12.22

Zum Gegenvorschlag zur Landschaftsinitiative, der im Juni vom Ständerat angenommen wurde, hat Fabio Pedrina eine gemischte Meinung. Für ihn gibt der Gegenvorschlag den Kantonen zu viel Spielraum: “Die Schleusen für Ausnahmen in den Kantonen dürfen nicht weiter geöffnet werden, im Gegenteil: Es braucht klare und strenge Richtlinien auf Bundesebene.” Lesen Sie das ganze Interview weiter unten.
Foto Raimund Rodewald

Interview mit Fabio Pedrina, Mitglied des Initiativkomitees und alt Nationalrat

Welche Landschaften sind Ihnen persönlich besonders wichtig?

Fabio Pedrina: Für mich sind sowohl Natur- wie auch Kulturlandschaften bedeutsam und wertvoll. Es braucht unsere Aufmerksamkeit in diesen Landschaften sowohl für das Unberührte wie das Sanierungsbedürftige.

Die Tessiner Lösung mit den Rustici-Zonen wird immer wieder als vorbildlicher Kompromiss bezeichnet. Inwieweit und wie löst sie das Problem des Bauens ausserhalb der Bauzonen?

Diese Tessiner Regelung ist eigentlich mit 20 Jahren Verspätung erarbeitet worden, und es hat dann weitere 20 Jahre Diskussionen gebraucht, um eine auch vom Bund akzeptierte Lösung auszuarbeiten. Mit der teilweisen Umsetzung in den letzten 20 Jahren hat der Kanton immerhin einerseits weitere Landschaftsschäden verhindern und andererseits den Zerfall erhaltenswerter Gebäude begrenzen können. 

Wäre die Rustici-Regelung auch für andere Kantone geeignet und auch durchsetzbar?

Der Ansatz mit den Auflagen bezüglich der Umnutzung der Rustici ist grundsätzlich sicher brauchbar, aber man muss auch die jeweiligen kantonalen Besonderheiten berücksichtigen und entsprechend in die Planung integrieren.

Welchen Weg sehen Sie, um den Schutz historischer Bauten ausserhalb der Bauzone zu sichern und dies mit den Forderungen von Tourismus und Freizeitgesellschaft zu vereinbaren?

Die Devise sollte ein gegenseitiges „Geben und Nehmen“ sein. Wer in den Genuss einmaliger Landschaftswerte kommt, sollte im Sinne der mittelalterlichen Frondienste („corvées“) eine Gegenleistung in Form von Arbeit erbringen, zum Beispiel mit der Pflege der offenen Flächen, der Wanderwege oder des umliegenden Waldes.

Warum braucht es eine Volksinitiative, um Grundsätze der Raumplanung zu retten, und welchen Einfluss erwarten Sie auf die konkrete Umsetzung in den Kantonen?

Der Teufel steckt jeweils im Detail … und die Verkettung gewisser Details machen das Teuflische aus. Das haben wir gerade in der Beratung der RPG2-Revision im Ständerat gesehen: mit wenigen Paragrafen und Sätzen kann man das Fuder so überladen, dass es kippt und das Gegenteil des gewollten Effekts erreichen. Die Schleusen für Ausnahmen in den Kantonen sollten nicht weiter geöffnet werden, im Gegenteil: es braucht auf Bundesebene klare und straffe Vorgaben.

Welche Rolle können und sollen die Gemeinden in der Umsetzung der Regeln für das Bauen außerhalb der Bauzonen spielen?

Die Gemeinden haben eine sehr wichtige, aber auch sehr schwierige Aufgabe, wenn die Sensibilität für gute Baukultur und -Planung nicht vorhanden ist. Gerade wenn in sehr kleinen Gemeinden die Kompetenzen für die Baukultur kaum gegeben sind, fallen die baulichen und landschaftlichen Lösungen umso kleinkarierter aus.

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